Vor 600 Jahren war das Tal der Wupper dünn besiedelt und von Wäldern und Feldern umgeben, wie das
heutzutage noch bei uns im Tal des Felderbachs und im Wodantal der Fall ist. Der Boden des
bergischen Landes war seit jeher karg, Bodenschätze waren keine vorhanden. Es wurde Landwirtschaft
betrieben. Aber da war doch die Wupper mir ihrem klaren, silberhellen und kalkhaltigen Wasser, da
sprudelten doch überall aus den Seitentälern klare und saubere Waldbäche hervor. Überall in den
Wupperauen waren grüne Rasenplätze vorhanden. Auf diese grünen Flächen stießen einige Barmer mit
ihrem Unternehmergeist und fanden, hier könne man gewinnbringende Bleichplätze schaffen. Es
entstanden die ersten Bleichereien, der Grundstein für die sich bis zur Bedeutung von Weltruf
entwickelnde Bergische Textilindustrie war gelegt. Eine Bleicherei ist erstmals 1527 urkundlich
datiert.
Die Garne wurden aus den Räumen Bielefeld, Paderborn, Grafschaft Lippe, Hildesheim, Braunschweig
gekauft, ins Bergische transportiert und hier weiter verarbeitet. Nachdem sie gebleicht und zum Teil
gezwirnt waren, musste man sie wieder verkaufen. Als Absatzgebiete in den Anfangsjahren waren die
bergischen Kaufleute in Frankfurt/Main und Köln sehr aktiv, als Hauptabsatzgebiet spielte aber
Holland eine große Rolle.
In einem Vertrag von 1549 erscheinen Begriffe wie Garnbleichen, Lintwirken, Tuchmachen und Getau
(plattdeutsch für Bandstuhl). Somit kann man das Jahr 1549 als das Geburtsjahr der bergischen
Bandindustrie bezeichnen.
Im 16. Jahrhundert hat sich aus dem seit Jahrtausenden weltweit bekannten Webstuhl der Bandwebstuhl
entwickelt. Zuerst wurden aus den hiesigen Rohstoffen Lein, Hanf und Flachs gewebt. Nach dem
30-jährigen Krieg wurde Baumwolle und Seide eingeführt. Garn- und Seidenfärbereien wurden gegründet,
und den Bandwebern bot sich somit eine bedeutend größere Musterierungsmöglichkeit.
Die Bänder wurden außer in Deutschland auch in Holland und vor allem in Frankreich abgesetzt.
Unbedingt mit zur bergischen Bandindustrie zählt aber auch unser benachbartes Städtchen Langenberg.
Die Langenberger Textilindustrie geht zurück in die Zeit um 1730, als hier mit der Herstellung von
Posamentierwaren
begonnen wurde. Nach 1770 entwickelte sich in Langenberg eine Form vormaschineller Großproduktionsstätten.
Im Jahre 1831 wurde das Dorf Langenberg zur Stadt erhoben und Langenberger Seidenbänder hatten Weltruf.
Im Jahre 1777 gründete Peter Lucas Colsman unter diesem Namen eine Fabrik für Seidenstoffe und 1802
entstand die Seidenfärberei Gebrüder Köttgen & Co.
Durch die Bandweberei gab es auch den eigenständigen Beruf des Bandstuhlschreiners.
© 2021 BHV - letzte Aktualisierung: 22.03.2021